„Ex Benvenuti“ (1727) Antonio Stradivari

Im Jahre 1727 schuf der damals ca. 77-jährige Antonio Stradivari in Cremona die Violine „Ex Benvenuti, Ex Halphen“.

 

Nachdem sie sich für ca. 80 Jahre im Besitz einer sizilianischen Familie befunden hatte, wurde diese Geige 1889 von Signore Sendere nach London zum Verkauf gebracht.

 

Im Jahre 1890 wurde die Stradivari von W.E. Hill an H.C. Silvestre, einen bekannten Geigenbauer und Händler, und von diesem an Fernand Gustave Halphen verkauft. Monsieur Halphen soll ein begeisterter Geiger gewesen sein. Er erhielt Unterricht bei Martin Pierre Marsick am Conservatoire in Paris, der als Vermittler beim Verkauf fungierte.

Fernand Gustave Halphen (1872- 1917) entstammte einer wohlhabenden Familie und studierte Komposition bei G. Fauré, P. Dukas, C. Debussy und J. Massenet. Seine Werke wurden in Paris und Monte Carlo zur Aufführung gebracht und mit zahlreichen Kompositionspreisen honoriert.

Nachdem Fernand Gustave Halphen 1917 gefallen war, verblieb die Stradivari noch bis 1965 im Familienbesitz. Erst seine Kinder Henriette und Georges verkauften die Violine an Joseph Benvenuti und dessen Gattin Diane Benvenuti (geborene Rothschild).

 

Joseph Benvenuti (1898- 1967) unterrichtete am Pariser Conservatoire Kammermusik und erhielt 1952 eine Professur für Klavier. Er versuchte, seine Studenten Zeit seines Lebens zu unterstützen und zu fördern. Aus diesem Grund wurde die Stradivari vom Ehepaar Benvenuti erworben.

 

Einer dieser Studenten, die in den Genuss der Leihgabe einer so wertvollen Violine kamen, war Maurice Hasson. Er studierte am Pariser Conservatoire bei H. Szeryng und bei J. Benvenuti. Nach der sehr kurzen Studienzeit und dem Abschluss des Studiums mit Auszeichnung verließ Maurice Hasson Europa, um in Venezuela eine Unterrichtsstelle anzunehmen. Mit seiner regen Konzerttätigkeit wollte er das klassische Geigenrepertoire in Venezuela bekannt machen.

 

Nach 10 Jahren kehrte er nach Paris zurück, wo er Diane Benvenuti traf und sie ihm ein äußerst interessantes Angebot machte. Sie stellte ihm zwei Violinen von Antonio Stradivari zur Wahl: die „Ex Benvenuti“ (1727) und die „Long Pattern“ (1689). Die Wahl fiel Maurice Hasson nicht schwer, denn er hatte vom ersten Moment an eine sehr starke Bindung zur „Ex Benvenuti“.

Nach 7 jähriger Leihgabe wollte Maurice Hasson die Violine käuflich erwerben, da Diane Benvenuti möglichst vielen jungen Künstlern das Instrument leihen wollte. Dies gestaltete sich durch die rege Konzerttätigkeit von Maurice Hasson äußerst schwierig. Nach einem klärenden Gespräch mit Diane Benvenuti wurde die „Ex Benvenuti“ 1977 Eigentum von Maurice Hasson und begleitete ihn für 25 Jahre täglich.

 

2005 wurde die Ex Benvenuti von der Dkfm. Angelika Prokopp Privatstiftung, Wien angekauft. Seit dem 20. Juli 2005 befindet sich die Violine als Leihgabe bei den Wiener Philharmonikern.